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Teil 4 unseres Nähtreffens in Bayern: Zwischen Bündchen, Besuch und Bambusstäbchen

Aktualisiert: 30. März

Nähtagebuch Teil 4




Nähmaschinen, Stoffe und konzentriertes Arbeiten: Ein Blick in unseren Nähraum während des Nähtreffens – kreative Atmosphäre inklusive.
Nähmaschinen, Stoffe und konzentriertes Arbeiten: Ein Blick in unseren Nähraum während des Nähtreffens – kreative Atmosphäre inklusive.

Der vierte Tag unserer Nähwoche begann mit einer Mischung aus leichter Aufregung und jeder Menge Situationskomik. Eine Nähfreundin, die gerade an einem Hoodie aus einem Panelstoff arbeitete, suchte verzweifelt ihren zweiten Ärmel. Der erste war bereits eingesetzt – doch der zweite: wie vom Erdboden verschluckt.


Wir haben wirklich den ganzen Saal auf den Kopf gestellt. Stühle gerückt, Stoffe durchgewühlt, sogar unter den Tischen nachgeschaut – aber nichts. Der Ärmel blieb verschwunden. Zum Glück hatte sie noch genügend Stoff übrig, um ihn neu zuzuschneiden. Natürlich war es schade, denn der Original-Ärmel war bereits fertig – aber sie nahm’s mit Fassung. Und wie so oft in dieser Woche, hilft ein bisschen Galgenhumor enorm weiter.




Illustration mit Hoodie, Lupe und Fragezeichen - dazu ein humorvoller Steckbrief über einen beim Nähtreffen verschwundenen Ärmel.


Zwischen Erfolgserlebnissen und Frustmomenten


Für eine andere Teilnehmerin war der Vormittag ein kleiner Meilenstein: Sie konnte ihre angepasste Jeans-Leggings fertigstellen. Besonders der überlappende Bund machte ihr zu schaffen – sie hatte sich von einer Nähfreundin inspirieren lassen, die diese Variante bereits erfolgreich umgesetzt hatte und ihr bei der Umsetzung half.


Ich selbst habe lediglich einen kleinen Tipp zur Nahtverarbeitung bei elastischen Stoffen beigesteuert: Gerade bei Overlocknähten kann es vorkommen, dass sich an stark beanspruchten Stellen – wie am Gesäß – der linke Nadelfaden sichtbar dehnt. Deshalb empfiehlt es sich, eine zusätzliche Sicherheitsnaht zu setzen – entweder eine gerade Naht mit kurzer Stichlänge oder eine Kettnaht mit der Covermaschine. Diese Ergänzung gibt der Naht mehr Stabilität – und sieht auch einfach sauberer aus.


Weniger rund lief es bei einer anderen Nähfreundin, die sich gerne ein paar neue Oberteile nähen wollte. Doch ihr alter Grundschnitt passte nicht mehr richtig – die Figur hatte sich leicht verändert. Dazu kam, dass sie keinen passenden Probestoff mehr dabei hatte. Verständlich, dass sie etwas frustriert war.

Ich habe ihr versprochen, sie morgen beim Anpassen des Schnitts zu unterstützen – damit sie bald wieder mit einem Schnitt arbeiten kann, der gut sitzt und in dem sie sich richtig wohlfühlt.


Etwas entspannter ging es bei einer weiteren Teilnehmerin zu, die heute fleißig an ihren Tassenteppichen gearbeitet hat – kleinen, liebevoll genähten Unterlagen für Tassen, Kekse oder einfach für ein bisschen Gemütlichkeit.

Schön zu sehen, wie jede hier ihr eigenes Tempo hat.


Ich selbst war wieder vor allem mit Zuschauen, Helfen und Unterstützen beschäftigt. Immerhin habe ich es geschafft, den Stoff für ein weiteres Osterkörbchen zuzuschneiden – das erste, mein Prototyp für den Frühjahrsmarkt, ist fertig.

Mal sehen, wie viele ich in den nächsten Tagen noch schaffe.



Nachmittagsprogramm mit Stoff, Ladenfreude & Frühlingssonne


Am frühen Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Landshut – zum Stoffgeschäft Fingerhut (unbezahlte Werbung). Ein Laden, den ich sehr schätze. Die Beratung ist hervorragend, das Sortiment liebevoll zusammengestellt, und man merkt einfach: Hier wird das Handwerk noch ernst genommen. Natürlich ist der Preis im stationären Handel oft etwas höher als online – aber dafür bekommt man hier Qualität und echte Fachkompetenz.


Ein unerwarteter Zwischenstopp


Vom Stoffladen zum Staubsauger-Glück

(unbezahlte Werbung, da Markennennung)


Eigentlich wollten wir ja nur Stoffe kaufen. Doch auf dem Weg zum Laden kamen wir an einem Vorwerk-Geschäft vorbei – und das ließ unsere ostfriesische Nähfreundin, ihres Zeichens Thermomix-Beraterin, natürlich nicht kalt. Ein neugieriger Blick hinein, ein bisschen Fachsimpeln… und zack – eine andere Nähfreundin verließ den Laden wenig später mit einem nagelneuen Staubsauger in der Bestellung!


Illustration eines fröhlichen Mädchens mit Staubsauger und großem Smiley, darunter der Spruch: „Manchmal muss es eben ein Staubsauger sein…“ – humorvolle Szene mit Augenzwinkern.

Ich hab schon gesagt: Ich müsste bei Vorwerk eigentlich Provision verlangen – schließlich habe ich dieses Modell mittlerweile zwei Mal erfolgreich empfohlen. Was soll ich sagen? Ich bin halt wirklich überzeugt. Und manchmal geht man für Stoff –

und kommt mit einem Staubsauger zurück.

Auch das gehört wohl zu einem echten Nähtreff, vor allem, wenn der kleine Handstaubsauger (ideal um Nähmaschinen zu reinigen) gleich dabei ist!


Dann doch im "Fingerhut" angekommen, suchten wir gemeinsam Stoffe für die geplanten Oberteile aus – Farben wurden verglichen, Kombinationen überlegt, Qualitäten befühlt. Und nebenbei wanderte das ein oder andere Teil in unsere Einkaufskörbe: ein Schrägband, ein Garn, eine neue Schere. Man merkt in solchen Momenten, wie schön gemeinsames Stöbern sein kann.


Danach ging es weiter nach Geisenhausen – in den Concept Store „Zamgwürfed“ (unbezahlte Werbung), in dem ich meine Produkte verkaufe und auch selbst mitarbeite. Für viele war das der erste Besuch – ich habe oft im Vorfeld davon erzählt, jetzt konnten sie ihn endlich live erleben.


Und ehrlich gesagt: Ich kam mir ein bisschen vor wie ein Reiseführer. Immer ein Auge auf die Gruppe, immer geschaut, ob alle da sind, ob niemand verloren geht – mir hat nur noch der Regenschirm gefehlt. Es war ein witziges Gefühl, aber auch irgendwie schön. Denn es zeigt, wie sehr wir in dieser Woche zusammengewachsen sind.



Illustration mit Wegweisern, Stoffrollen, einem roten Regenschirm und einer lächelnden Figur mit Richtungsschild. Darunter ein humorvoller Text über einen Ausflug ins „Stoffparadies“ mit Einkauf, Inspiration und Essen – angelehnt an eine geführte Tour.


Im Laden gab’s viel zu sehen – und zu probieren: etwa das Eis vom Fräulein Brombeer aus Vilsbiburg (unbezahlte Werbung) – hausgemacht, regional, einfach köstlich.


Besonders viel Interesse weckte auch unser Käse aus A2-Milch (unbezahlte Werbung). Die Milch stammt von einer alten, zurückgezüchteten Rinderrasse und enthält ein anderes Eiweiß als die herkömmliche Milch. Sie gilt als bekömmlicher, vor allem für Menschen mit Unverträglichkeiten.

Und der Käse? Der ist einfach richtig gut – cremig, würzig, ehrlich im Geschmack. Ich finde, man merkt sofort, dass hier Qualität drinsteckt.



Chinesisch, müde Beine & ein bisschen Dankbarkeit


Zum Abschluss des Tages sind wir zu Fuß zum Chinesen gegangen – der liegt praktischerweise nur ein paar Schritte vom Laden entfernt. Beim Essen wurde geredet, gelacht, geschlemmt – und auch ein wenig geschwiegen. Man merkte: Die Energie wurde weniger.


Kein Wunder – wir verbringen jeden Tag fast zwölf Stunden miteinander. Wir nähen, wir beraten, wir lachen, wir lernen. Es ist wunderschön, aber eben auch fordernd – körperlich wie geistig.


Ich habe am Abend noch den frisch gekauften Stoff unserer Nähfreundin gewaschen, damit wir morgen direkt mit dem Schnittanpassen für ihre Oberteile beginnen können.

Ich freue mich auf diesen Moment – denn genau das ist es, was diese Woche für mich so besonders macht:

miteinander wachsen.



Ein kurzer Gedanke zum Schluss


In den letzten Tagen haben mich einige Nachrichten erreicht – von lieben Näherinnen, die gefragt haben, ob sie beim nächsten Mal dabei sein können. Das freut mich sehr, zeigt es doch, wie wertvoll dieses Nähtreffen in Bayern auch nach außen hin wirkt.


Gleichzeitig möchte ich aber sagen: Diese Gruppe ist etwas Besonderes.

Wir sind zusammengewachsen, über viele Monate hinweg. Wir sehen uns regelmäßig via Zoom, tauschen uns aus, unterstützen uns. Diese Gemeinschaft ist gewachsen – und sie bleibt, wie sie ist.


Aber ich kann mir vorstellen, in Zukunft etwas Ähnliches auch für andere anzubieten. Workshops oder gemeinsame Nähwochenenden, bei denen ich mein Wissen weitergebe, beim Anpassen helfe oder bestimmte Themen begleite. Das wäre dann allerdings kein reines Freundschaftsprojekt mehr – sondern ein Angebot, das auch meine Zeit und Arbeit wertschätzt. Denn so sehr ich diese Nähwoche liebe: Sie ist auch anstrengend. Und ich muss, wie viele andere, eben auch meinen Lebensunterhalt verdienen.



Was ich aus diesem Tag mitnehme?

Nicht jede Naht sitzt beim ersten Mal, nicht jedes Projekt läuft glatt.

Aber manchmal reicht schon ein gutes Gespräch, ein gemeinsamer Kaffee, ein bisschen gegenseitige Hilfe – und plötzlich ist da wieder diese besondere Energie.

Dieses Gefühl, dass es genau richtig ist, hier zu sein.

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ich lese Deine Berichte mit einem lachenden Auge und ja, es ist als wäre ich dabei gewesen. Es stimmt wir sind eine besondere Truppe

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Vielen Dank für den schön geschrieben Worte. War ein toller Tag. Danke für deine Zeit.

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